Die Kerb in Ruthweiler

Aufzeichnung von unserer Mitbürgerin Frau Wilma Hollinger aus dem Jahre 1938.

Wem is die Kerb?

Im September, wenn die Heu- und Getreideernte sicher in die Scheune gebracht sind, feiern wir in Ruthweiler die „Kerb“ (Kirmes).

An ihre ursprüngliche Bedeutung, als Weihefest der Kirche, denkt heute niemand mehr. Man freut sich vielmehr darüber, daß nun der größte Teil der Ernte eingebracht ist. Auch hat man das Bedürfnis nach den arbeitsreichen aber festarmen Monaten, wieder einmal richtig zu feiern und darin eine gewisse Erholung zu finden. Mit neuer Kraft wird man anschließend auch den Rest der Feldfrüchte, die Kartoffeln und die Rüben, einbringen.


Aus diesen Gründen hängt bei uns jeder so an der Kerb, sie ist nach Weihnachten das beliebteste Fest im Jahr.

Vor 1870 entbehrte Ruthweiler eines eigenen Kirchweihfestes. Bis dahin feierte man die Kerb gemeinsam im Nachbarort Thallichtenberg. Seit 1870 „hält“ man aber auch in meinem Heimatort die Kerb. Als Festtermin bestimmte man den ersten Sonntag im September zur Erinnerung an die Schlacht bei Sedan.

Da Ruthweiler erst seit 1905 eine öffentliche Gastwirtschaft besitzt, wurde vorher die Kerb entweder im Freien gefeiert, indem man auf einer Wiese in der Dorfmitte ein Zelt aufschlug, oder in der Rixen-Mühle, einem Sägewerk, das noch heute besteht.

Es gibt niemand im Dorf, der an der Kerb nicht regen Anteil nimmt, irgendwie wird jeder davon erfaßt.

Die Hauptträger des Festes sind aber die schulentlassene Jugend und soweit die häuslichen Vorbereitungen es zulassen, die Hausfrauen.

Schon wochenlang vor dem Fest kommen die jungen Burschen des Ortes, auch wenn sie von der harten Feldarbeit noch so müde sind, zu gemeinsamen abendlichen Besprechungen zusammen.

Die Straußbuben formieren sich. Darunter versteht man die Gruppe von jungen Burschen, die Träger des größten Teils des Kirmesfestes sind. Jeder, der den Straußbuben beitritt, gewöhnlich sind das alle Burschen von achtzehn bis zwanzig Jahren, hat eine gewisse Geldsumme zu zahlen. In den letzten zwei Jahrzehnten betrug diese regelmäßig zwei Mark.

Von diesem Geld kauft man den Schmuck für den Kerwestrauß und die Brezel, die am Kerwe-Montag  „ausgetanzt“ wird. Den Rest erhält der Wirt, der dafür am ersten Kerwetag jedem der Burschen eine Flasche Wein zu liefern hat.

Wenn die Straußbuben soweit zusammengekommen sind, muß vor allem mit dem Wirt der genaue Festverlauf besprochen werden.

Ferner gilt es zwei von ihnen für die wichtigste Straußbubenfunktion auszuwählen. Einer der Ernannten soll der „Straußausrufer“, der andere sein
„Adjutant“ sein.  Der erste hat die „Straußrede“ auszuarbeiten, und wie der Name schon sagt, „auszurufen“. Dem Letzteren fällt die Rolle des komischen Begleiters zu.

Sonntags vor der Kerb versammeln sich die Straußbuben, um gemeinsam in dem benachbarten Städtchen Kusel den Schmuck für den Strauß einzukaufen. Mit einem Leiterwagen, den sie mit Grün und Blumen geschmückt haben, fahren sie dorthin.

Nachdem man große Bogen von farbigem Papier eingekauft hat, sitzt man in Kusel noch bei einem Glas Bier zusammen, um sich dann, meist in gehobener Stimmung, auf den Heimweg zu begeben.
Man erzählte mir, daß es so ungefähr bis zum Weltkrieg auf dieser Fahrt fast regelmäßig zu den schönsten Schlägereien gekommen sei. Die Ruthweiler Jugend liebte es nämlich, wenn sie durch das pfälzische Dörfchen Diedelkopf kam, in ihrem Übermut zu singen: „Ich bin ein Preuße, kennt ihr meine Farben …...“, was natürlich sofort die Angriffslust der Diedelkopfer Burschen entfesselte.

An irgendeinem Abend in der letzten Woche vor der Kerb zieht man in den Wald, um sich dort möglichst ungesehen eine Tanne als Kerwestrauß zu besorgen.
Man holt sie meistens am Niederberg, den die Gemeinde Pfeffelbach einmal von Ruthweiler für einige Lebensmittel erhielt. Noch heute herrscht bei uns die Meinung, daß Ruthweiler auch jetzt noch einen rechtmäßigen Anteil an dem Wald habe. Niemand empfindet es als Diebstahl, wenn er sich von dorther Holz besorgt.

Der Strauß, der verschiedentlich als Wiederkehr des Maibaumes angesehen wird, gehört unbedingt zur Kerb.

Samstags vor dem Fest trifft man sich in der Wirtschaft, früher kam man in einem Privathaus zusammen, um aus den verschiedenfarbigen Papierbogen Bänder von drei bis vier Zentimetern Breite und vierzig bis fünfzige Zentimetern Länge zurechtzuschneiden.
Von diesen knüpfte man nun mehrere mit einem Bindfaden an ihren Enden zusammen, so daß richtige Büschel entstehen. „Bännerknibbe“ heißt diese Arbeit, bei der auch die Mädchen mithelfen. Ihren feineren Fingern gelingt solche Arbeit nämlich besser als den gröberen Händen der Straußbuben.

Nach dem Bännerknibbe gehen die Mädels nach Hause, denn die Burschen haben nun noch eine wichtige Besprechung so ganz unter sich.

Die inzwischen ausgearbeitete Straußrede wird vorgelesen. Jeder darf sein Urteil darüber abgeben und Änderungen anmerken. 

Zu dieser geheimen Besprechung stiftet der Wirt den Straußbuben für ihre Arbeit, die ihm ja einen guten Gewinn verspricht, ein Fäßchen Bier, das im Laufe des Abends geleert wird.

Zu den Festvorbereitungen gehört auch noch der Sonntagmorgen. An ihm wird der Strauß geschmückt, indem man die gebündelten Bänder und Blumen, z.B. Astern und Dahlien, an der Tanne befestigt. Auch dabei helfen die Mädchen.

Bis zur Jahrhundertwende behängte man den Strauß nicht nur mit Bändern und Blumen, sondern auch mit aus Stroh geflochtenen Körbchen und ähnlichen Formen, die man „Unruhe“ nannte. Diesen Namen erhielten sie wahrscheinlich deshalb, weil sie sehr leicht waren und sich bei dem leisesten Windhauch bewegten.
Oben auf der Tanne befestigte man damals einen aus Pappe und bunten Papieren hergestellten Hahn. Diese Art, den Strauß zu schmücken, scheint mir auf den ursprünglichen Erntedankfestcharakter der Kerb hinzuweisen. Besonders der Hahn, den man als die Verkörperung der Fruchtbarkeit und des Erntesegens ansieht, sollte dies wohl ausdrücken.

Der Hahn spielt übrigens während des Festes noch öfters eine Rolle. Früher tanzte man in Ruthweiler an der Kerb einen Hahnentanz. Noch heute ist das Nachahmen des Hahnenschreies der Laut, der bei uns für die Kerb charakteristisch ist. Beides wird später noch näher erklärt werden.

Aber nicht nur bei den Straußbuben, sondern auch in jeder Familie beginnen die Festvorbereitungen schon lange vor der Kerb.

Vor allem bringen die Frauen das ganze Haus in Ordnung. Es findet ein gründlicher „Kerwebutz“ statt. Die Zimmer, die Möbel und das Geschirr werden mit dieser Sorgfalt nur einmal im Jahr gereinigt.

Nach Möglichkeit wird auch der Anstreicher bestellt, denn die „gut Stubb“ muß aufgefrischt werden. Sie soll doch die Kärwegäste aufnehmen. Auch das Einladen dieser Gäste gehört zu den Vorbereitungen für das Fest. Die Einladung muß schon acht bis vierzehn Tage vorher erfolgen, damit sich die Eingeladenen „richten“ können und auch bestimmt kommen.

Alle Verwandten werden „geheisen“, denn die Kerb ist bei uns ein rechtes Familienfest. Aber auch Bekannte bittet man zu kommen. Je mehr Gäste man hat, desto geehrter fühlt man sich.

In den letzten beiden Tagen vor dem Fest geht es ans Kuchenbacken.

Berge von Kuchen aller Art: Kranz-, Zucker-, Käse-, Apfel- und Zwetschgenkuchen werden gebacken.
Auch wird, soweit man noch nicht selbst geschlachtet hat, eine große Menge Fleisch und Wurst gekauft, die den Vorrat an allen anderen Festtagen im Jahr bei weitem übertrifft.

Begründung: „Es is jo nor emol Kerb im Johr“.

Sonntags morgens treiben sich schon in aller Frühe die Kinder auf der Straße herum und warten bis die „Zuckerbäcker“ kommen und ihren Stand aufschlagen, an dem allerlei Süßigkeiten verkauft werden. Gewöhnlich sind in Ruthweiler an der Kerb zwei solcher Verkaufsbuden, deren Besitzer aus Kusel und Thallichtenberg kommen. Das Gebäck, das sie verkaufen, beziehen sie heute von größeren Firmen. Früher wurden an den Kerweständen nur Waren verkauft, die die Zuckerbäcker selbst gebacken hatten.

Ihren eigentlichen Anfang nimmt die Kerb erst am Sonntagnachmittag.

Um zwei Uhr versammeln sich die Straußbuben im Festlokal. Sie erwarten dort bei einem Glas Bier, auf die vom Wirt bestellte Tanzkapelle.
Bevor wir in Ruthweiler eine Gastwirtschaft hatten, sorgten einige Dorfbewohner, die ein Instrument spielen konnten, für Musik. Die heutige Kerwekapelle setzt sich aus sechs bis acht Berufsmusikern aus Nachbardörfern zusammen. Sie verdienen sich ihr Brot, indem sie in den umliegenden Dörfern bei größeren Festlichkeiten zum Tanz aufspielen.

Sie eröffnen die Kerb, indem sie vor der Wirtschaft ein paar flotte Märsche ertönen lassen.

Inzwischen haben die Straußbuben ihren Strauß, der in einer Scheune aufbewahrt wurde, mit einem Leiterwagen abgeholt.

Ehe der Kerwestrauß aber seinen Platz an der hierzu bestimmten Hausecke der Wirtschaft findet, wird er in einem fröhlichen Umzug durch das Dorf gefahren und allen Leuten gezeigt. An der Spitze des Zuges marschieren die Musikanten. Ihnen folgen die beiden Hauptträger des Kerwebrauchtums innerhalb der Straußbuben, der Straußausrufer, der seine „Kerwebiebel“ in der Hand trägt, und sein Adjutant.

Aufstellung zum Gruppenbild an "Wommers-Eck" - 1926

Aufstellung zum Gruppenbild an "Wommers-Eck" - 1926

Diesen folgt der mit Bändern und Blumen geschmückte Leiterwagen, auf dem sich außer dem Strauß auch noch die restlichen Straußbuben befinden. Jeder trägt eine Weinflasche in der Hand, die er vom Wirt bekommen hat. Um deren Hals hat er gleich einer kleinen Fahne, sein Taschentuch gebunden.
Von diesem Wein lassen die Straußbuben die Dorfbewohner während ihrer Fahrt trinken. Auch sie selbst nehmen ab und zu einen kräftigen Schluck davon. Sie schwenken ihre Flaschen und „jucksen“ dabei so laut, daß sie oft die Musik übertönen. Unter diesem Jucksen sind hohe schrille Töne zu verstehen, die dem Krähen eines Hahnes ähneln.

Beschlossen wird der Kerwezug durch die Kinder des Dorfes, die hinter dem Wagen herlaufen und sich nach jedem herhabfallenden Band bücken, um es als große Kostbarkeit aufzubewahren. Überall an der Straße, wo der Strauß vorbeigefahren wird, stehen die Dorfbewohner mit ihren Gästen, um ihn zu sehen und sich auf dem Rückweg nach der Wirtschaft dem Festzug anzuschließen.

Ist man wieder an der Wirtschaft angekommen, so wird eine Leiter an die Wirtschaft angestellt, auf der man den Strauß in die Höhe trägt.

Dann wird er in sechs bis sieben Metern Höhe mittels einer besonderen Haltevorrichtung befestigt. Danach steigt der Festredner auf die Leiter. Auf die zweite daneben stehende Leiter steigt sein Adjutant empor.

Das ganze Dorf hat sich nun auf dem Platz vor der Wirtschaft versammelt und man wartet gespannt auf die Straußrede, die der Ausrufer in seiner Kerwebibel aufgezeichnet hat. Bevor der Redner beginnt nimmt er noch einmal einen kräftigen Zug aus einer zweiten Weinflasche, die er von dem Wirt bekommen hat.

Inzwischen ist es unter den Dorfbewohnern ganz still geworden. Diese Ruhepause füllt der Adjutant mit allerlei Sprüchen aus und übergibt dann mit ein paar scherzhaften Bemerkungen das Wort an den eigentlichen Redner.

Am "Gasthaus Ferdinand" wird der Strauß "ausgerufen - 1958

Am "Gasthaus Ferdinand" wird der Strauß "ausgerufen - 1958

Außer einigen formalen Teilen, die jedes Jahr mit nur geringen Änderungen wiederkehren, enthält sie eine Darbietung aller komischen und törichten Dinge, die sich während des Jahreslaufes im Dorf ereignet haben.

Zum Schluß weist die Straußrede stets auf die „drei Ersten“ hin. Darunter sind die drei ersten Tänze zu verstehen, die nur von den Straußbuben getanzt werden dürfen. Die Mädchen, die dazu auserlesen werden, fühlen sich sehr geehrt. Oft verrät diese Wahl bei den drei Ersten auch viel, denn es wird im Allgemeinen ein Bursche hierzu kein Mädel wählen, das ihm gleichgültig ist.

Die Mädchen, die zu diesen Tänzen aufgefordert werden, müssen gewissermaßen als Gegengabe für diese Ehre die ihnen zuteil wurde, ihrem Partner eine Flasche Wein spendieren.

Im Anschluß an die drei Ersten kann jeder gegen Entrichtung eines Eintrittsgeldes tanzen. Getanzt werden vor allem Walzer, Rheinländer, Dreher, Schieber, Schottisch und Polka. Seit einigen Jahren werden auch moderne Tänze gespielt. Nur selten werden heute noch die „Kreuzpolka“, der „Fakeberger Franseh“, der „Hahnedanz“ und der „Herr Schmitt“ getanzt. Mir wurde erzählt, daß solche Tänze so um 1885 noch sehr beliebt waren.

Beim Tanzen singt man laut und fröhlich mit. Zwischen dem Gesang lässt ab und zu einer der Straußbuben einen Juckser erklingen, sofort stimmt die ganze Kerwegesellschaft mit ein. So vergeht der Nachmittag unter Singen und Tanzen nur allzu schnell.

Nach dem Abendessen wird der unterbrochene Tanz wieder aufgenommen und bis spät in die Nacht hinein fortgesetzt.

Am Morgen des zweiten Kerwetages ziehen die Straußbuben mit der Kapelle durch das Dorf.

Der Zug hält vor den Häusern des Öfteren an und die Musikanten spielen ein kurzes Stück. Darauf stürmen einige der Burschen in das Haus und fordern Eier, Speck, sauere Gurken oder auch Geld. Bei Familien mit jungen Mädchen hält man sich gerne noch ein Weilchen länger auf. Bevor man weiterzieht wird als Dank für die erhaltenen Gaben noch ein Ständchen gespielt. Wenn man gegen Mittag den ganzen Ort durchwandert hat, werden die „geheischten“ Sachen in einem Privathaus oder in der Wirtschaft sicher verstaut.

Am Nachmittag so gegen fünf Uhr beginnt der Tanz aufs Neue. Dieses Tanzen am zweiten Kerwetag weist eine Besonderheit auf:
„Die Brezel wird ausgetanzt“. Das Brezelaustanzen findet auf einer Wiese in der Dorfmitte statt. Die Tanzpaare stellen sich zu einem Zuge auf, an der Spitze die Musikanten. Alle, insbesondere die Kinder, schließen sich dem Zuge an, um sich das Schauspiel nicht entgehen zu lassen.

Die Straußbuben, die hinter der Kapelle den Zug eröffnen, haben sich als Partnerinnen meist die Mädels ausgewählt, mit denen sie am Vortag die drei Ersten getanzt haben.

Auf der Festwiese angekommen, marschiert der Zug rund um die Wiese bis der Kreis geschlossen ist. Nun beginnt das eigentliche Bretzelaustanzen. Es werden nur solche Tänze getanzt, die sich auf der holprigen Wiese leicht ausführen lassen, wie z.B. Schottisch und Schieber.

Der Strausausrufer des ersten Kerwetages hat auf einer Heugabel, die mit Blumen und Bändern geschmückte Brezel. 

Wenn die Brezel lediglich ein Kranzkuchen ist, ist es dennoch die Brezel.
Nun wandert beim Tanzen ein Sträußchen aus künstlichen Blumen von Paar zu Paar. Plötzlich fällt ein Schuß, der von einem dazu bestimmten Straußbuben abgegeben wird. Sofort hört die Kapelle auf zu spielen. Der Tänzer, der gerade das Stäußchen hat, wird von den Straußbuben dreimal in die Höhe geworfen.

Vor 1914 wiederholte sich dieser Vorgang nur noch einmal. Seit den Nachkriegsjahren gibt es fünf oder sechs Brezelbuben. Das liegt wohl daran, daß nach dem Kriege die wirtschaftlichen Verhältnisse allgemein schlecht waren. Für die Brezelbuben kommt die Sache nämlich teuer zu stehen. Sie müssen den Straußbuben ein Fässchen Bier von fünfzig Litern stiften.

Bis gegen Ende des vorigen Jahrhunderts war es noch Sitte, daß zwei Brezeln ausgetanzt wurden. Eine für die Verheirateten und eine für die Unverheirateten. Heute beteiligen sich nur noch die Unverheirateten daran.

Nach dem Abendessen am zweiten Kerwetag wird wieder zum Tanz aufgespielt

Charakteristisch für diesen Abend ist, daß auch alle „Alten“ ausgiebig tanzen, während der Kerwesonntag mehr für die Jugend bestimmt war. „Awer am zwedde Daach owends do bleibt kä alt Fraa dehäm“, sagt man bei uns.

Am Kerwedienstag kommen die Straußbuben im Laufe des Nachmittags zusammen, um die schmackhaften Dinge, sie sie am Tage zuvor im Dorf geheischt hatten, zu verzehren. Zu den mit Speck gebackenen Eiern isst man Brot und Gurken. Das Geld, das man eingenommen hat, wird in Getränke umgesetzt.

Abends ist wieder Tanz. Doch spielt nun nicht mehr die vom Wirt bestellte Kapelle, sondern einige Dorfbewohner. Gegen ein geringes Entgelt sorgen sie für die nötige Stimmung. Doch die schönen Stunden vergehen allzu schnell.

Gegen zwölf Uhr nachts findet das fröhliche Treiben mit dem „Begraben der Kirmes“ sein Ende.

Zigarrenreste, Glassplitter, Papierfetzen, Knochen Wurstzipfel und andre Überbleibsel, werden von den Straußbuben gesammelt und in einem Kistchen verstaut. Unter Nachahmen einer kirchlichen Beerdigungszeremonie wird das Kistchen nun vergraben.

Die Burschen ziehen unter lautem Geheul und Wehklagen an den vorher ausgesuchten Ort. Während man das Kistchen der Erde übergibt, hält der „Pfarrer“, meist ist es der Straußausrufer, eine entsprechende Rede.

Das Kerwefest ist nun vorbei. Am darauf folgenden Sonntag ist „Nachkirmes“.

Die Straußbuben kommen dann nachmittags in der Wirtschaft zusammen, um die trockene Brezel zu essen und das Brezelbier zu trinken.

Abends ist wieder Tanzmusik.

Dieser Text wurde aus der Schrift "Wem ist die Kerb? - Die Kirmes in Ruthweiler" entnommen. Heraus gegeben wurde die Schrift von der Arbeitsgruppe: Gemeindearchiv Ruthweiler. (Verantwortlich für den Inhalt: Alfred Weber).

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