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Aus der Geschichte der Gemeinde Ruthweiler


Wann unsere Gemeinde entstanden ist, kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Die wohl aus Einzelgehöften entstandenen kleinen Ansiedlungen, entwickelten sich über Jahrhunderte zu Gemeinwesen im heutigen Sinne.

Ruthweiler gehörte zum „Remigiusland“, benannt nach dem Reimser Erzbischof Remigius. In den Besitz- und Steuerverzeichnissen wird „Rudewiler“ erstmals 1267 urkundlich erwähnt. Dieses Ereignis feierte die Gemeinde Ruthweiler am 24. – 26. August 1996 zusammen mit dem 7. Verbandsgemeinde-Feuerwehrtag

Im Verlauf seiner Geschichte folgen die unterschiedlichsten Benennungen und Schreibweisen. Noch im Jahre 1767 wird Ruthweiler auf einem Plan des Oberamtes Lichtenberg als „Routweiler“ bezeichnet.
 
Ruthweiler bestand ehemals aus zwei Ansiedlungen. Ober-Ruthweiler und Nieder-Ruthweiler. Die heutigen Gemarkungsnamen, „Ruthweiler im Oberdorf“ und „unten in Ruthweiler“, weisen noch immer darauf hin. Der jetzige Name und Schreibweise „Ruthweiler“ erscheint erstmals auf einer Karte aus dem Jahre 1810.

Die Grafen von Veldenz, Schutzherren des Remigiuslandes, begannen zu Beginn des 13. Jahrhunderts (etwa 1215) mit dem Bau der Burg Lichtenberg. Die Dörfer, die in der Nähe der Burg lagen, bildeten den „Burgfrieden“, einen selbständigen Hoheitsbezirk. In der Folgezeit wurde die Burg Lichtenberg zu einer mächtigen Burganlage ausgebaut.

Die Geschichte der Burg Lichtenberg prägte entscheidend auch die Geschichte der Gemeinde Ruthweiler. Die seit 1112 bestehende Linie der Grafen von Veldenz endete, mangels eines männlichen Nachfolgers, im Jahre 1444. Die Tochter des letzten Grafen von Veldenz, heiratete Stephan von Kurpfalz. Der Beginn einer wechselhaften Territorialgeschichte. Ruthweiler gehörte nun zur Pfalzgrafschaft Zweibrücken, bzw. zum Herzogtum Zweibrücken. Die Burg Lichtenberg ist weiterhin Verwaltungsmittelpunkt.

In Ruthweiler wurde ein bescheidener Weinbau betrieben. Der Ackerbau auf den steinigen und mageren Böden überwiegend in Hanglage, war von jeher mühsam. Es gab zwei Mühlen, die obere und die untere Mühle. Die beiden Mühleisen im Wappen unserer Gemeinde weisen darauf hin.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg“ (1618 – 1648) gehörte auch Ruthweiler zu den „verbrannten Orten“ im Oberamt Lichtenberg. Das Dorf wurde erneut besiedelt, die Mühlen wieder aufgebaut.

Im Jahre 1759 wurde von der Gemeinde Ruthweiler der Bau einer steinernen Brücke über den Aalbach beantragt. Die Bauarbeiten wurden dem Maurermeister Bell aus Kusel übertragen. Diese sehr ansprechende Brücke aus Sandstein fiel leider dem Ausbau der Ortsdurchfahrt Ruthweiler im Jahre 1978 zum Opfer.

In Ruthweiler wird ohne nennenswertes Ergebnis nach Steinkohle gegraben. Die Wasserversorgung erfolgte überwiegend durch hauseigene Brunnen, ferner gab es eine öffentliche Schöpfstelle in der Ortsmitte.

Von 1794 bis 1815 unterstand unser Gebiet der französischen Territorialverwaltung. Ruthweiler gehörte zu dem Departement Saar mit Sitz in Trier, zum Arrondissement Birkenfeld, zum Kanton Kusel und zur Marie Burg Lichtenberg mit ihrem Verwaltungssitz innerhalb der Mauern der Burg Lichtenberg.

Durch eine Unachtsamkeit mit offenem Feuer, kam es 1799 zu einem großen und vernichtenden Brand auf Burg Lichtenberg. Die zwischen 1755 und 1758 erbaute neue Kirche, die alte St. Georgskapelle auf der Unterburg war baufällig geworden, überstand diesen Großbrand fast unbeschadet. Die Burg selbst war fortan eine Ruine, die der Ausbeutung und dem Verfall preisgegeben wurde.

Nach dem endgütigen Sieg über Napoleon, wurden die Staatsgrenzen in Europa neu gezeichnet und durch die Beschlüsse des „Wiener Kongress“ festgeschrieben. Nur kurze Zeit, zu Preußen gehörend, wurde unser Gebiet gem. Artikel 49 der Kongreß-Schlußakte vom 9. September 1816 an das Herzogtum Sachsen-Coburg übereignet.

Durch ein entsprechendes „Besitzergreifungspatent“ von Herzog Ernst I., hatten auch wir in Ruthweiler einen neuen Landesherrn. Ein Ländchen mit rd. 25.ooo Einwohnern, gelegen zwischen St. Wendel und Baumholder. Der Verwaltungssitz wurde in St. Wendel eingerichtet. Ruthweiler gehörte nun zum Kanton Baumholder, Bürgermeisterei Burglichtenberg mit Sitz in Berschweiler.

Durch „höchsten Special-Befehl“ des Herzogs, veröffentlicht am 8. März 1819 im „Herzoglich Sachsen Coburgischen Amts und Intelligenz-Blatt„ , wurde unser Gebiet zum „Fürstenthum Lichtenberg“ ausgerufen. In Ruthweiler, als Grenzgemeinde zu dem Königreich Bayern, wurde ein Nebenzollamt errichtet. Das Gebäude ist, bis heute baulich fast unverändert, in Privatbesitz.

WIE DAS FÜRSTENTUM LICHTENBERG ZU PREUSSEN KAM (Zeitungsausschnitt aus der Rheinpfalz, 30.05.2009) als 

Zu dieser Zeit entstand innerhalb der Mauern der Burg Lichtenberg durch Ansiedlung die selbständige „Civilgemeinde Burglichtenberg“ die im Jahre 1910 aufgelöst wurde. Die Bewohner (fast alle) wurden ausgesiedelt, die Burganlage in die Gemarkung der Gemeinde Thallichtenberg eingegliedert.

Die schöne aber auch zugleich traurige Geschichte der „Herzogin Luise von Sachsen- Gotha-Altenburg“, ihr zweiter Sohn Albert (1819 – 1861) heirate die Königin Victoria von England, wird ihnen absichtlich vorenthalten um sie neugierig zu machen.

Bereits im Jahre 1835 wurde das Fürstentum Lichtenberg an Preußen verkauft. Ruthweiler gehörte fortan zum Königreich Preußen. und wurde in die Rheinprovinz Düsseldorf, Regierungsbezirk Trier, Kreis St. Wedel und letztlich wie bisher in den Amtsbezirk Burg Lichtenberg mit Sitz in Berschweiler eingegliedert. Teile der Burganlage wurden gesondert verwertet.

Die ehemalige Landschreiberei auf Burg Lichtenberg wurde als Mittelpunktschule für die Kinder von der Burg, der von Thallichtenberg und Ruthweiler erworben. Thallichtenberg baute sich 1845, und Ruthweiler 1871 eine eigene Schule.

Die Geschichte von Ruthweiler nahm, als arme Landgemeinde, den üblichen Verlauf. Ein Friedhof wurde angelegt und eine Wasserleitung gebaut, der Ort wurde an die Stromversorgung angeschlossen, Vereine gegründet. Auf der Gemarkung von Ruthweiler wurde eine Reihe von Steinbrüchen erschlossen. Die Hart- und Sandsteinbrüche, gaben vielen Bürgern Arbeit und Brot.

An der Grenze von nunmehr dem Königreich Preußen und dem Königreich Bayern, wurden am Ortsausgang von Ruthweiler ein „Preußisches Zollamt“ und ein „Gendarmeriegebäude“ errichtet.

Der Weltkrieg von 1914 bis 1918, den man später den „Ersten Weltkrieg“ nennen wird, brachte auch über Ruthweiler Leid und Elend. Die Vereinskultur der Krieger- bzw. Militärvereine wurde nachhaltig gestört.

Durch den Versailler Vertrags vom 28.6.1919 wurde die territoriale Einheit, das „Saargebiet“, geschaffen.

Große Teile des bisherigen Kreises St. Wendel wurden abgetrennt. Die Stadt Baumholder wurde Sitz der Verwaltung des „Restkreises St. Wendel-Baumholder“. Für die alltäglichen Verwaltungsgeschäfte war weiterhin die Amtsverwaltung Burg Lichtenberg in Berschweiler für uns zuständig.

Im Jahre 1926 wurde, verbunden mit einigen Schwierigkeiten, ein neuer Friedhof angelegt. In einer Ecke des Schulhofes wurde eine Viehwaage eingerichtet, die heute leider nicht mehr vorhanden ist.

Die Nationalsozialisten betraten die Bühne der Geschichte. Die in Ruthweiler stark vertretenen Anhänger der KPD wurden von auswärtigen Schlägertrupps misshandelt. Die bestehenden Vereinstrukturen, insbesondere der am 1. Mai 1900 gegründete Arbeiterverein, wurde zerschlagen. Zusammen mit der Gemeinde Thallichtenberg wurde eine Ortsgruppe gebildet.

Eine Familie mit zwei Kindern, die Mutter war Jüdin, wurde Opfer eines menschenverachtenden Regimes, in dem sich Täter und Mitläufer gleichermaßen schuldig gemacht haben.

Bau der Eisenbahnstrecke Kusel – Türkismühle. Auf der Gemarkung Ruthweiler entstehen aufwendige und teils bemerkenswerte bauliche Anlagen. Ruthweiler erhält einen Bahnhof. Eröffnungsfahrt der Bahnstrecke am 15. November 1936. Nach einer Betriebszeit von nur 30 Jahren wurde die Bahnstrecke wieder stillgelegt. Heute ist die ehemalige Bahntrasse ein Wanderweg.

Durch Gesetz mit Wirkung vom 1. April 1937 wurde der oldenburgsche Landesteil Birkenfeld als „Landkreis Birkenfeld“, Preußen einverleibt, und der bisherige Landkreis St. Wendel-Baumholder in den neuen Landkreis Birkenfeld eingegliedert. Kreisstadt für die Bürger von Ruthweiler ist nunmehr Birkenfeld. Der Amtssitz Berschweiler, wird in verändertem Zuschnitt, nach Freisen verlegt. Das Amt führte nunmehr die Bezeichnung „Amt Freisen“

Der Zweite Weltkrieg brachte wiederum großes Leid über unsere kleine Gemeinde. Zu beklagen waren 62 Menschen, gefallen oder vermisst, Opfer eines unbeschreiblichen Wahnsinns.

Am 18. März 1945 erfolgte ein Angriff von US-Fliegern auf unser Dorf. Die obere Mühle wurde in Brand geschossen, ebenso ein nahe liegendes Haus. Durch Bombenabwurf wurde ein Haus zerstört, dabei kamen zwei Menschen ums Leben. Durch Fliegerbeschuss wurde ein älterer Mitbürger auf freiem Feld erschossen. Vermutlich durch Beschuss von russischen Kriegsgefangenen kam ein Jugendlicher bei Baumholder ums Leben.

Erst spät konnte die Gemeinde ein würdiges Mahnmal für die Gefallenen und Vermissten der beiden Kriege einweihen. Zunächst wurden im Jahre 1965 drei Gedenktafeln im Eingangsbereich der Schule angebracht. Diese Tafeln enthalten neben persönlicher Daten, Fotos alle Opfer der Gemeinde. Ungewöhnlich, aber eine einmalige Dokumentation, die es zu bewahren gilt.

Mit der Abtrennung des „Saargebietes“ wird Berschweiler wieder Sitz der für uns zuständigen Amtsverwaltung. Mit neuem Zuschnitt, führt sie nun wieder die Bezeichnung „Amt Burglichtenberg“ in Berschweiler

Auf Ruthweiler, im Lande Rheinland-Pfalz, Regierungsbezirk Koblenz, Landkreis Birkenfeld, warteten nun die in den Jahren nach 1945 die allgemeinen und schwierigen Aufgaben.

Im Zuge einer Gebiets- und Verwaltungsreform in Rheinland-Pfalz von wurde das Amt Burglichtenberg in Berschweiler mit Wirkung vom o9.11.1970 aufgelöst. Rechtsnachfolger ist die Verbandsgemeinde Baumholder. Die so genannten Unterberggemeinden Pfeffelbach, Thallichtenberg, Reichweiler und Ruthweiler wurden in die neu geschaffene Verbandsgemeinde Kusel eingegliedert. Der bisherige preußische Begriff „Amt, bzw. Amtsverwaltung“ existierte fortan nicht mehr. Eine Zugehörigkeit zum Landkreis Kusel war schon ein Jahr zuvor vollzogen worden.

Nach einer bemerkenswerten Sicherungs- und Aufbauarbeit durch den Ladkreises Birkenfeld, kam die Burg Lichtenberg nun in den Besitz des Landkreises Kusel.

Die Geschichte unseres Dorfes nahm nun einen teils stürmischen Verlauf. Die Schule in Ruthweiler wurde aufgelöst. Nach den Sommerferien 1970 wurden die Oberstufenklassen in Pfeffelbach, die Grundschulklassen zunächst in Thallichtenberg, später ebenfalls in Pfeffelbach, unterrichtet.

Die Ortsdurchfahrt (L 176) wurde in den Jahren 1976 bis 1978 radikal nach den damals üblichen Standards ausgebaut. Die alte Steinbrücke, der Stierstall mit Feuerwehrgerätehaus, und andere vermeintliche Hindernisse wurden abgebrochen. Die Verkehrsverhältnisse wurden entscheidet verbessert, nicht so der Wohnwert entlang der Hauptstraße.

Erschließung von Neubaugebieten, der Bau eines Krankenhauses auf der Gemarkung von Ruthweiler, Eingemeindungsbestrebungen in die Stadt Kusel, ein geplanter Aalbachstau, Erschließung neuer Hartstein-Lagerstätten auf der Gemarkung einer Nachbargemeinde, Hangrutsche in der Hohlstraße und am Wanderweg auf der ehemaligen Bahntrasse, oder der Bau einer Verkehrsinsel am Ortsausgang nach Kusel, brachten Bewegung in das alltägliche Leben in Ruthweiler.

In dieser Zeit entsteht eine Sammlung von Zeitdokumenten unserer Gemeinde Zeitungsberichte, Plakate, Einladungen, Fotos, Altes, Neues, einfach alles war das Leben in und um unsere Gemeinde dokumentiert, wird gesammelt, geordnet und verwahrt. Auf Beschluss des Ortsgemeinderates vom o3. Dezember 2004 wurde ein Gemeindearchiv eingerichtet. Die über Jahre entstandene Materialsammlung wurde eingebracht, fortgeführt und wird nun von einer Arbeitsgruppe betreut.

Bei den vorstehenden Ausführungen handelt es sich lediglich um eine sehr kurz gefasste Geschichte unserer Gemeinde.

Heimatkundler, wie z.B. der Pfarrer Walter Haarbeck, Albert Zink, Heinrich Altpeter, Daniel Hinkelmann, sowie unser Mitbürger Jakob Weingarth und viele andere, haben die Geschichte der Burg Lichtenberg und die sie umgebenden Landschaften und Ansiedlung erforscht und in unzähligen Schriften dokumentiert.

Wir im Gemeindearchiv möchten auf das vorhandene umfangreiche Wissen aufbauen. So sehen wir unsere Aufgabe hauptsächlich darin, Dokumente über die kleinen Ereignisse des Alltages zu sammeln und zu bewahren. Von großen Ereignissen möge uns die Geschichte verschonen.

Unser Gemeindearchiv ist im Dorfgemeinschaftshaus von Ruthweiler untergebracht. Interessierte Besucher sind herzlich willkommen. Für Anregungen, Vorschläge, überhaupt jegliche Unterstützung, wären wir Ihnen sehr verbunden.


Danke, für Ihr Interesse, an unserer kleinen Gemeinde


Ruthweiler im Dezember 2009

Verantwortlich für den Inhalt:
 
Arbeitsgruppe Gemeindearchiv Ruthweiler
i.V. Alfred Weber

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